Episode #4: Wie Gendermedizin uns allen nützt

Gendermedizin kommt Frauen und Männern zugute, denn sie anerkennt, dass beide Geschlechter unterschiedlich von bestimmten Erkrankungen betroffen sind und unterschiedlich auf Medikamente reagieren. Diese geschlechtsspezifische Unterscheidung ist der eigentliche Ausgangspunkt der modernen Präzisionsmedizin. Je präziser wir biologische und soziokulturelle Unterschiede kennen, umso zielgerichteter sind Diagnostik und Therapie, aber auch Prävention möglich. Die Gendermedizin forscht anhand Daten von Männern und Frauen, um eine umfassende Wissensgrundlage in den verschiedenen medizinischen Fachrichtungen zu schaffen. Gelingt es, dieses Wissen in praktisches Handeln zu übersetzen, wird die Gendermedizin die gezielte Behandlung von Männern und Frauen verbessern und somit auch entscheidend dazu beitragen, Leben zu retten.  

In dieser Episode ist Prof. Susanne Wegener zu Gast. Als Neurologin ist sie nicht nur in der Forschung und Lehre an der Universität Zürich aktiv, sondern behandelt tagtäglich Patientinnen und Patienten am Universitätsspital Zürich. Sie weiss, welche entscheidende Rolle geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Behandlung spielen. Ein Gespräch über Schlaganfälle und Migräne bei Männern und Frauen, über das bisher langsame Vorankommen in der Gendermedizin und darüber, weshalb selbst Präventionskampagnen neu gedacht werden müssen.

Beatrice Beck Schimmer, Beat Glogger und Susanne Wegener

Gendermedizin an der Universität Zürich und in der Schweiz

Die Universität Zürich hat den ersten Lehrstuhl für Gendermedizin in der Schweiz geschaffen. Sie fördert damit eine Forschung, deren Erkenntnisse in eine zeitgemässe und personalisierte medizinische Gesundheitsversorgung von Frauen und Männern am Universitätsspital Zürich einfliessen. Die längerfristige Vision ist es, ein Institut für Gendermedizin an der Universität Zürich zu gründen. Zudem soll in Zukunft ein klinisches Zentrum für Gendermedizin aufgebaut werden, in dem Menschen nach den Grundsätzen der Präzisionsmedizin geschlechtsspezifisch behandelt werden.

Auch auf schweizweiter Ebene erhält die Gendermedizin mehr Gewicht: Das Nationale Forschungsprogramm NFP83 will eine evidenzbasierte Wissensgrundlage für die Berücksichtigung der Dimensionen Geschlecht und Gender in den Bereichen Gesundheitsforschung, Medizin und Public Health schaffen. Mittels konkreten Forschungsprojekten sollen in den nächsten fünf Jahren neue Standards für die Schweiz definiert werden. Das Gesamtbudget beträgt 11 Millionen Franken.